9. Februar 2013

Rezension zu "Noch lange danach" von Gudrun Pausewang



Titel        : Noch lange danach
Autorin   : Gudrun Pausewang
Verlag    : Ravensburger
Einzelband
Preis      : 9,99 €
Wertung: fällt aus




"Auch dieses Buch schrieb ich nicht, um Ängste zu schüren, sondern als Warnung vor einer großen Gefahr." - Gudrun Pausewange

Eine Atomkatastrophe in Deutschland? Bis zu dem Tag, als es wirklich passiert, ist das für viele unvorstellbar. Das Mädchen Vida lebt vierzig Jahre nach dem GAU. Das bedeutet: aushalten, dass ihre Familie alles verloren hat. Sich sorgen um die depressive Mutter. Erleben, dass immer mehr Stühle in ihrem Klassenzimmer leer bleiben. Und trotzdem nicht den Glauben daran verlieren, dass man auch in dieser Welt noch etwas verändern kann. 

Ein eindringliches Plädoyer der preisgekrönten Autorin des Bestsellers "Die Wolke"

In diesem Buch erzählt die 16 Jährige Schülerin Vida von ihrem Leben. Ihrem Leben 41 Jahre nach einem Reaktorunglück in Deutschland.

In diesem Buch übernimmt der Leser die Rolle einer Besuchergruppe aus Chile. Man besucht das Gymnasium, welches Vida besucht und man lernt ihr leben kennen. Sie führt den Leser durch die Schule, erzählt viel von ihrem Leben, von dem Davor und dem Danach.

Das Buch ist mir unheimliche nahe gegangen und ich muss sagen, ich befinde mich immer noch im Schock von diesem Buch. Das Buch erzählt knallhart von dem Leben, welches Vida führt. Davon, dass sie sauer ist, auf die Generation in dem Davor (also vor dem Reaktorunglück), dass sie nichts geändert hat und sie jetzt die Opfer ihrer Fehler ist, aber sieht gleichzeitig ein, dass ihre Generation aus dem Danach wahrscheinlich genauso in der selben Situation gehandelt wäre.
Sie erzählt nüchtern, von verstorbenen Großeltern, von Totentafeln, davon, dass ihre Klassenkameraden immer krank sind, von hoher Arbeitslosigkeit, viel Leid und Krankheit. Davon, dass sie sich noch nie Pilze gegessen hat oder Fleisch nur zu Weihnachten bekommt und Joghurt sich nur ganz selten leisten kann. Und dann erzählt sie davon, dass sie unheimlich viel Glück gehabt hat, dass sie nicht missgebildet ist, mit 16 nicht krank ist etc. und spätestens da, als gesunder Leser, wird einem ganz übel.
Es kann natürlich sein, dass ich es für besonders hart empfinde, was dort beschrieben wird, weil ich so viele Parallelen irgendwo sehe. Im selben Alter, gleiches Geschlecht, gleiche Klasse, gleiche Region in der wir leben, tolle Großmütter etc.
Und dennoch hat Vida in all dem Elend Hoffnung und redet davon. Sie redet extrem nüchtern von all dem Leid, lässt einem vollkommen daran teil haben.
So unheimlich intelligent und ohne den Finger auf einen zu zeigen, schreibt Gudrun Pausewang davon, was passieren könnte, wenn es zu einem Unglück kommt. Ohne Gardinenpredigt, detailliert und ehrlich.

Im Nachwort schreibt die Autorin, dass sie diese jetzt dieses Buch geschrieben hat, da auch wenn wir den Atomausstieg beschlossen haben, immer noch etwas passieren kann und, dass selbst wenn es in Deutschland nicht passiert, es immer noch gravierende Folgen für uns hat, wenn es z.B. in Frankreich produziert.
Sie hat dieses Buch mit dem Eindruck von Fukushima geschrieben und mit dem Gedanken, dass wir nichts von Tschernobyl gelernt haben.

Ich kann euch nur bitten, bitte lest das Buch, es ist unheimlich aufwühlend, aufrüttelnd und verstörened und zugleich schockierend. Es fühlt sich wie eine heftige Ohrfeige an, dennoch ist es unheimlich wichtig, sich mit dem Thema ausseinander zu setzten.

Im Nachwort schreibt Frau Pausewang weiter:
"Ich wünsche mir, dass der Leser, gleichgültig, ob Jugendlicher oder Erwachsener, durch den Schock des Inhalts hindurchfindet zu der Frage, die er sich selbst stellt: Womit kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten tätig dazu beitragen, dass das, was hier fiktiv als Reaktorkatastrophe in Deutschland geschildert wurde, nie Realität wird?"
Bei mir hat sie das Ziel auf nur 121 Seiten vollkommen erreicht.

3 Kommentare:

  1. Salli du Fisch,

    hmmpf...ich weiß nicht was ich dazu sagen soll...dieses Thema ist ein allgegenwartiges Problem in unserer Gesellschaft, und es ist verdammt schwer nebendran zu stehen und zuzusehen, wie jede einzele Reaktorkatastrophe Millionen von Menschen gesundheitlich gefährdet.
    Pausewangs bisherige Bücher waren schon hart, also stelle ich kaum in Frage, ob ihr Neues minder hart sein wird, aber, wie du es bereits beschrieben hast, es ist wichtig, dass mir dieser Erfindung ins Auge sehen, und erkennen, was für eine tickende Zeitbombe / " Monster " wir entwickelt haben...

    Dein Peanut

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  2. Hey, ich habe das Buch auch gelesen und meine Meinung spiegelt sich in deiner wieder, ach so und gute Rezension :)

    Liebe Grüße Fabelhaftebuecherwelt
    http://fabelhaftebuecherwelt1.blogspot.de/

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  3. Bei mir konnte das Buch sein Ziel irgendwie kaum erreichen.
    Wirklich geschockt war ich nicht, was wohl an der doch sehr emotionslosen, nahezu roboter-haften Art der Protagonistin liegt, wobei mir das Thema AKWs allgemein doch ein unwohles Gefühl im Magen lässt - und das nächste ist ganz nah..

    Lg Seitenfetzer

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Christine